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Behind The Scenes

Creauteur: Behind The Scenes #20

Published over 2 years ago • 8 min read

Hallo, Daniel hier.

War wieder einiges los die letzten zwei Wochen. Neben krankem Kind, kranker Frau, kranken Erzieherinnen – ich habe gerade noch so die Kurve gekriegt (Stand heute 😆) – bin ich nicht zu wirklich viel gekommen. War auf einer interessanten Pressekonferenz der Hessenfilm zusammen mit dem ZDF, wo ein neues Förderprogramm vorgestellt wurde. (KLICK) Der Kopf unten in der Bildmitte bin ich. ✌️

War mal wieder gut, raus und unter Leute zu kommen und bekannte Gesichter wiederzusehen. Interessant bei dem Förderprogramm ist der etwas freiere, experimentierfreudige Ansatz, der gewählt wurde. Dennoch nichts für meinen Film, aber es gibt ja noch mehr Ideen in meinem Köpfchen.

Einen Blick wert ist auch der Geschäftsbericht der Hessenfilm (KLICK), wo sehr übersichtlich aufgeführt wird, was und wer gefördert wurde oder nicht. Sehr interessant.

Noch eine kleine Hausmitteilung:

Aufgrund eines größeren Jobs, den ich momentan parallel am Laufen habe, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass ich die Ausgabe #21 etwas nach hinten schieben muss. Ich gebe mein Bestes, dass es klappt, aber wenn Du nichts von mir hörst … workworkwork

Los gehts.

fade in.

Too long; did’t read. Der Inhalt dieser Ausgabe kurz und knapp.

film. – Figuren – Geschüttelt, nicht gerührt

recherche. – Eine katastrophale Recherche

blog. – Story-Development #4

machen. – Wie man nichts mehr vergisst

sachen. – Function over form

film.

Der aktuelle Stand meines Films. Woran ich arbeite, womit ich hadere, wo ich feststecke – die Höhen und Tiefen des Filmemachens.

FIGUREN – GESCHÜTTELT, NICHT GERÜHRT

Nach dem letzten Gespräch mit Philomena (KLICK), hatte ich eigentlich zur Hausaufgabe, ein Inhaltsverzeichnis der Story zu machen. Also was ich mir vorstelle, was wann passieren soll. Aber … ich habe erst mal etwas anderes gemacht. 😎

Meine Charaktere bereiten mir noch etwas Kopfzerbrechen und ich habe angefangen, die verschiedenen Typen, die ich per Enneagramm festgelegt hatte, einfach mal anderen Charakteren zuzuweisen, um zu schauen, wie sich das auf die jeweilige Figur auswirken würde.

Sehr interessant und es gibt schon einige wichtige Erkenntnisse und Änderungen, die ich übernehmen werde. Getreu dem Motto:

Manchmal ist es notwendig, etwas auseinanderzunehmen, um es wieder zusammenzusetzen.
– Syd Field

Wie immer werde ich den kreativen Prozess auf creauteur.de festhalten, wenn ich damit durch bin.

Auch interessant:

🔴 Kurt Vonnegut's Story Shapes – Der amerikanische Autor Kurt Vonnegut hatte mal eine Theorie aufgestellt, dass sich die beliebtesten Storys alle auf einem Graphen abbilden lassen. Diese interaktive Webseite hat sich der Idee angenommen. KLICK

🔴 Filmskript Podcast - Figurenentwicklung – Wie passend. Da lässt sich doch sicherlich einiges abschauen. Gemeinsam mit dem Drehbuchautor, Regisseur und Schriftsteller Jan Schomburg sprechen Heide Schwochow und Constantin Lieb in dieser Episode über die Entstehung von Filmfiguren, über notwendige Widersprüchlichkeiten, ambivalente und flache Figuren, sowie Figurenkonstellationen. KLICK

recherche.

Sich von allerlei unterschiedlichen Dingen inspirieren zu lassen gehört beim Filmemachen dazu. Hier findest Du die Ressourcen, mit denen ich mich in letzter Zeit auseinandergesetzt habe und was ich daraus mitnehmen konnte.

EINE KATASTROPHALE RECHERCHE

Okay, der Titel ist reines Clickbait. So schlimm war es gar nicht, eher im Gegenteil. Tatsächlich habe ich mich mal wieder mehr mit dem Katastrophen-Film beschäftigt. Zum einen, weil ich einen Film entdeckt habe, der meiner Story-Idee ziemlichnahe kommt und weil ich es endlich geschafft habe mir die Katastrophen-Film-Ausstellung im DFF - Deutsches Filminstitut Filmmuseum anzuschauen.

Goodbye World (USA 2013, 100 Min., Regie: Denis Henry Hennelly) Trailer

Eine Gruppe von Freunden versammelt sich in einem abgelegenen Haus, um sich der bevorstehenden Apokalypse zu entziehen. Kommt mir irgendwie bekannt vor. 🤔 Bei der Prämisse musste ich mir den Film einfach anschauen und habe auch einiges mitnehmen können. Die komplette Handlung kannst Du HIER nachlesen.

Die Freunde waren eine enge Clique zu Uni-Zeiten, haben sich auseinandergelebt und jetzt, im Angesicht des durch einen Computervirus ausgelösten Endes der Zivilisation, beschlossen, sich in dem abgelegenem und auf Selbstversorger getrimmten Haus von James und Lily zu treffen. Das Paradies währt nicht lange und die Freunde müssen sich gegen Angriffe auf ihr kleines Refugium verteidigen.

Leider wirken die Angreifer wie Abziehbilder von klischeehaften Bösewichten. Böse, weil sie halt die Gegenspieler sein müssen. So kommt es, wie es kommen muss. Die Freunde zerstreiten sich untereinander wegen Beziehungs-, Besitz- und Verteilungsproblemen und mit dem Tod des Bösewichts haben sich alle Probleme in Luft aufgelöst. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie …

Die Charaktere sind dabei nicht mal schlecht angelegt, nur kommen sie nie zur Geltung und werden der Situation, Haus verteidigen, untergeordnet. Denn an einer Stelle erfahren wir Zuschauer — ACHTUNG SPOILER —, dass zwei von den Freunden verantwortlich für den Computervirus sind. SAY WHAAAAT? (gif) Damit hat sich das Thema aber auch schon erledigt (also doch kein so richtige Spoiler) und man hat das Gefühl, dass das die eigentlich interessantere Story gewesen wäre. Wie die Freunde sich jetzt allen Widrigkeiten zum Trotz zusammenraufen und zumindest versuchen, ihr Tun wieder rückgängig zu machen. Aber … nope.

Interessant ist auch, dass man nicht so richtig weiß, wer denn der oder die Held_in sein soll. Es gibt keinen Charakter, der sich als Hauptcharakter hervortut, was auch dazu beiträgt, dass man keinen Beziehungspunkt hat, mit dem man mitfiebern könnte. Es ist die Situation, die der Hauptdarsteller zu sein scheint und über allem steht.

Das konnte ich mitnehmen:

Bisher steht bei meiner Filmidee ja auch die Situation im Vordergrund. So ist der Film ein gutes Beispiel dafür, dass starke, konfliktgetriebene Charaktere um einiges wichtiger sind als einzig und allein die Situation, in der sie sich befinden.

Ein anderer wichtiger Punkt ist, dass man einen klar definierten Hauptcharakter benötigt, der oder die mit seinem/ihrem Konflikt im Mittelpunkt steht. Ansonsten hat man als Zuschauer keinen Bezugspunkt und alles wirkt irgendwie egal.

Und last but not least sollte man bei der Storyentwicklung vermeiden, eine alles verändernde Enthüllung zu präsentieren (der Virus wurde unabsichtlich von zwei Freunden aktiviert), um dieser dann in keiner Weise nachzugehen.

Nichtsdestotrotz hat der Film unterhaltungspotenzial, nur ab und an ärgert man sich halt, dass es hätte besser sein können.

Katastrophe - Was kommt nach dem Ende (Ausstellung im DFF - Filmmuseum)

Ist auch mal schön, wenn man die Recherche mit einem Museumsbesuch verbinden kann. Anhand zahlreicher Exponate erlebt man den klassischen Aufbau eines Katastrophenfilms. Angefangen von den ersten Warnsignalen, die natürlich von den überheblichen Entscheidungsträgern ignoriert werden, zum tatsächlichen Eintreten der Katastrophe mit den folgenden Rettungsbemühungen, hin zu der Welt danach, der Apokalypse und/oder dem Neuanfang.

Besonders interessant waren Beiträge von Wissenschaftlern, die die Vorkommnisse diverser Katastrophenfilme analysiert und auf ihren Realitätsanspruch hin überprüft haben. Da kommt man teilweise echt ins Grübeln, besonders in Bezug auf Erderwärmung, Hungersnöte, steigende Meeresspiegel etc. Great times to be alive 🥳

Katastrophen kennt allein der Mensch, sofern er sie überlebt; die Natur kennt keine Katastrophen.
– Max Frisch

Was ich mir noch etwas ausführlicher gewünscht hätte, wenn man mehr auf die narrativen Inhalte einiger Filme eingegangen wäre. Klar, hier steht erst mal die Katastrophe als solche im Vordergrund, doch bedienen sich viele dieser Filme, vor allem die aus Hollywood, sehr ähnlichen Story-Modellen.

Held (zu 99% ein Mann) muss sich und/oder die Welt retten, in dessen Verlauf er auch gleich die Beziehungen in seiner dysfunktionalen Familie kittet und nebenher noch eine ganze Reihe anderer Menschen das Überleben sichert, um am Ende in der Apokalypse zu stehen, natürlich unter der amerikanischen Flagge, und voller Tatendrang ist, alles wieder aufzubauen. Oder so ähnlich.

Ich hätte gerne diese typischen Handlungsabläufe auch aus anderen Ländern gesehen und wo die Unterschiede im Storytelling liegen. Just sayin' 😎 Eine sehr sehenswerte Ausstellung. Es gibt wohl auch jeden dritten Mittwoch im Monat eine Online-Führung per Zoom. KLICK

Auch interessant:

🔴 Im Rahmen der Ausstellung gab es auch ein Gespräch mit Master of Desaster Roland Emmerich über seinen Film Day After Tomorrow. Sehr sehenswert. KLICK

🔴 Bei derselben Veranstaltung gab es auch einen Vortrag des Wissenschaftlers Thomas Hickler, auf welchen wissenschaftlichen Grundlagen Emmerichs Film basiert und welche der gezeigten klimatischen Entwicklungen realistisch sind. 🥶 KLICK

blog.

Hier erfährst Du, was es Neues auf creauteur.de gibt.

STORY-DEVELOPMENT #4

Das Story-Development Gespräch mit Philomena Höltkemeier ist jetzt mit dazugehörigem Beitrag auf dem Blog zu sehen. KLICK

Unsere bisherigen Gespräche findest Du HIER.

Zu mehr bin ich die letzte Zeit nicht gekommen. 😇

machen.

Der kreative Prozess denkt sich immer wieder neue Gemeinheiten aus, die einem vom Vorwärtskommen abhalten. Hier versuche ich dem etwas auf den Grund zu gehen und Abhilfe zu schaffen.

WIE MAN NICHTS MEHR VERGISST

Wenn Eselsohren-Macher schon Monster sind, dann bin ich der Beelzebub. 👹 Siehe unten.

Doch nicht etwa schon wieder Clickbait? Nur ein bisschen. 😇 Ich umgebe mich gerne mit Büchern zu den Themen, die mich gerade interessieren. Versuche, jeden Tag zu lesen und mir so neues Wissen anzueignen. Doch häufig merke ich, dass ich das Gelesene in irgendeiner Ecke meines Hirns ablege und einfach wieder vergesse. Wäre es nicht schön, man könnte in jeder Situation darauf zurückgreifen?

Deswegen habe ich mich mal damit beschäftigt, wie man das Gelesene besser behalten kann. Mit Philomena hatte ich mich im aktuellen Workshop Gespräch auch darüber unterhalten. (KLICK)

Wie sich also all die wertvollen Informationen merken?

Eine Vorgehensweise ist, nur das zu lesen, was Wichtigkeit ist, in Bezug auf den aktuellen Stand Deines Projekts. Arbeitest Du gerade an den Charakteren für Deine Story, macht es wenig Sinn, sich in Kapiteln über das Dialogschreiben zu vertiefen … mal überspitzt formuliert.

Wenn man mit diversen Büchern zum selben Thema arbeitet, passiert es schnell, dass die Inhalte im Gedächtnis verschwimmen. Abhilfe schafft, jedes gelesene Kapitel in eigenen Worten kurz zusammenzufassen. So gehst Du den Stoff nochmals aktiv durch und verinnerlichst das Ganze. Und als Bonus hast Du irgendwann das ganze Buch in Kurzform zusammengefasst und kannst Dir schnell einen Überblick über den Inhalt der einzelnen Kapitel verschaffen.

Jetzt kommt der eigentlich wichtigste Schritt, mit dem ich noch etwas hadere. All das erlangte Wissen bringt einem nichts, wenn man es nicht problemlos wiederfinden kann. Also gilt es im letzten Schritt, sich ein Ablagesystem zu erstellen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, vom Zettelkasten über ein Common Place Book bis hin zum Notizkarten System. Und es existieren bestimmt noch endlos mehr solcher "Systeme".

Ich finde das Notizkarten System und den Zettelkasten sehr ansprechend, doch mir graut es davor, meine ganzen Notizen zu übertragen. So habe ich momentan eher eine Zettelwirtschaft und schiebe das Übertragen noch vor mir her. Mal ganz abgesehen von der Zeit, die man dafür aufbringen muss. Aber der Gedanke, all die Informationen und das Wissen jederzeit abrufbar zu haben, hat schon was für sich und ist die Mühe auf jeden Fall wert.

Wie gehst Du beim Lesen vor, um möglichst wenig zu vergessen? Würde mich wirklich interessieren, mehr darüber zu erfahren. Ich freue mich von Dir zu hören.

Auch interessant:

🔴 Indexing, filing systems, and the art of finding what you have – Autor Austin Kleon hat ähnliche Probleme, seinen Notizen, Einfällen und Ideen habhaft zu werden. Und so wirft er einen Blick darauf, wie es andere Autoren, Comedians und Musiker machen.

🔴 Never forget a good idea again – Neben dem Inhalt von Büchern, eine weitere Sache, die gerne mal verschüttgeht - Einfälle und Ideen. Hier gibt es eine einfache Methode zur Ideensicherung.

sachen.

Es gibt immer mal wieder interessante Funde im Netz, die sich nicht so richtig einordnen lassen, einen aber trotzdem beschäftigen, faszinieren und inspirieren. Für irgendwas wird es gut sein.

FUNCTION OVER FORM

Dieses aktuelle Bild zeigt Drehbuchautor Eric Roth (Dune, Forrest Gump) an seinem "Computer". Eigentlich sagt das Bild alles aus. Das Wichtigste sind die Ideen und ihre Umsetzung. Welche Tools man dafür benutzt irrelevant. Einen Vorteil hat natürlich so ein alter Rechner: kein Internet, also auch keine Ablenkung.

Auch interessant:

🔴 Ein interessanter Blick hinter die Kulissen des Films Trainspotting von Danny Boyle. KLICK

🔴 Manchmal braucht es etwas Nostalgie. Die ersten zwei Stunden in der Geschichte von MTV. KLICK

🔴 Passend dazu, eine Webseite mit TV-Clips der 90er. KLICK

fade out.

Das wars für dieses Mal aus meiner Film-Bubble.

Wenn Dir Behind The Scenes gefällt, darfst Du gerne Deinen Freunden und Bekannten davon erzählen und ihnen diese E-Mail weiterleiten. Oder schicke einfach DIESEN LINK.

Das wäre mir eine große Hilfe. Danke.

Aber ich freue mich auch von Dir zu hören und Deine Meinung, Kritik und Ideen zu den einzelnen Themen zu erfahren. Einfach auf Antworten klicken und schon sind wir im Gespräch.

Bis zum nächsten Mal, danke für Deine Zeit und hab Spaß an dem, was Du tust.

✌🏼

Daniel

PS: Wenn der Newsletter bei Dir im Spam gelandet ist, gib mir doch bitte kurz bescheid. Wenn Du mich zu Deinen Kontakten hinzufügst, sollte das in Zukunft nicht mehr vorkommen.

Behind The Scenes

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Ein Blick hinter die Kulissen der Produktion meines neuen Kurzfilms SPIEGELBILDER, sowie inspirierende Links zum Thema Storytelling und Filmemachen. Jeden zweiten Freitag in deinem Postfach.

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